Haben es Alte noch drauf? Kann man zu alt sein, um revolutionäre Wege zu gehen? Im Zusammenhang mit der Entwicklung der Medienwelt, habe ich mir diese Gedanken gemacht. Besonders an den Münchner Medien Tagen, ist das Thema noch stärker ins Zentrum gerückt. Das Dilemma ist ganz einfach. Dem klassischen Fernsehen sterben die Zuschauer weg. Junge Menschen schauen immer weniger Fernsehen und wenn sie Sendungen verfolgen, dann OnDemand im Internet. Gerade öffentlich-rechtliche Sender wie das SRF scheitern kläglich daran, junge Menschen für ihre Inhalte zu begeistern, was bei diesen Inhalten ja auch nicht verwunderlich ist. Als kleiner Einschub, jung ist bis ca.35!? Und ja, es gibt zahlreiche Ausnahmen, aber dazu komme ich gleich.
Die Sender ARD und ZDF gehen mit dem Format FUNK total neue Wege. Dabei setzt man ganz auf striktes! Denken ausserhalb der Box, auf junge Menschen, die für junge Menschen Inhalt produzieren, Social Media und wenig bis kein Branding. Was mich an den vielseitigen Formaten von Funk begeistert ist, dass dort endlich realisiert wurde, dass 50-Jährige einfach kein Programm für 20-Jährige machen können. Und nicht, weil sie altmodisch sind. Im Gegenteil, es gibt sehr viele moderne, zeitgemäße und coole „Alte“. Aber es ist nun einfach einmal so, dass sie sich auf Social Media Plattformen (mehrheitlich) anders bewegen, einen anderen Drive draufhaben, andere Dinge cool finden und sich anders ausdrücken, vernetzen, konsumieren, bevorzugen und wahrnehmen. Und wie gesagt, das ist kein Schwarz-Weiß Modell, sondern ein Gemisch aus unzähligen Graustufen aus altmodischen Jungen, hippen Alten, crazy Mittelalterlichen und vielem mehr. Und alle diese Ausnahmen lassen trotzdem nicht verleugnen, dass Menschen unterschiedlichen Alters nun mal verschieden sind und deshalb auch verschiedene Ansprüche an die Medien haben, die sie konsumieren. Gerade auch durch ihre unterschiedlichen Prägungen, weil sie selbst in anderen Jahrzehnten gross geworden sind.
An den Münchner Medien Tagen ist mir eines aufgefallen: Viele Medienschaffen reden über neue Medien und wie man dorthin gehen muss, wo das Zielpublikum ist und so. Damit hört ihre Expertise dann aber auch schon wieder auf. Der nächste Schritt wäre für mich, dass diese Medienschaffenden aufhören, zu versuchen, sich auf Plattformen zu bewegen, von denen sie keine Ahnung haben. Man könnte doch diese Menschen den Inhalt machen lassen, die dort sind, wo die Zielgruppe ist. Weil erst dann ist es möglich, zu spüren, wohin Trends gehen, erst dann ist es möglich coolen Content zu produzieren, den die Leute auch mögen. Und erst dann fängt man an Trendsetter und Wegbereiter zu sein und hört endlich auf, lahm den anderen hinterher zu hinken, weil man auch festgestellt hat, dass es da so ein Instagram und Snapchat gibt, dass man ja mal brauchen könnte. Irgendwie.
In der heutigen Zeit geht alles viel viel schneller und vielleicht müssen wir uns noch daran gewöhnen, dass wir nicht 60-Jährige Senderchefs haben können, die Programm machen wollen, welches für alle Altersklassen funktioniert (Da stellt sich die Frage, ob es überhaupt ein Programm braucht, dass für alle funktioniert). Denn bereits als Mitte 30-Jähriger hat man vielleicht keine Ahnung mehr, Wie, Wo und Was 17-Jährige medial konsumieren. Das ist so, das ist unser Zeitgeist. Und was wäre die Lösung? Als einzige Lösung sehe ich verschiedenste Generationen und Interessengruppen, die zusammen vielseitige Programme für unterschiedliche Plattformen gestalten, jeweils für die Zielgruppe, in der sie sich selbst befinden. Zusammen können sie mehr Leute so erreichen, wie es die Zuschauer mögen. Gleichzeitig lernen und ergänzen sich die Macher aus unterschiedlichen Altersgruppen, weil überall anders Knowhow mit diversen Schwerpunkten vorhanden ist.
Bildquelle: Pinterest Tony Luciani